Bildungsforum
Lehrpläne, Zuständigkeiten und Lehrkräftebildung sind in Irland einheitlich geregelt. Auch Mädchen- und Jungenschulen, das Tragen einer Schuluniform und ein hoher Bildungsstandard stehen für das irische Schulsystem.

Das irische Bildungssystem
Der Rahmen
Bildung hat in Irland einen hohen Stellenwert. Etwa 85 Prozent der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren verfügen über einen Abschluss des Sekundarbereichs II, was über dem OECD-Durchschnitt liegt. Dreistufig untergliedert, verfügt das irische Bildungssystem über die Primär- und Sekundärstufe sowie die höhere Bildung – also Universitäten und Fachhochschulen. Mit dem irischen Bildungsgesetz Education (Welfare) Act aus dem Jahr 2000 wird zudem sichergestellt, dass alle Kinder im Alter von sechs bis fünfzehn Jahren eine staatlich anerkannte Schule besuchen oder auf andere Weise ein Mindestmaß an Bildung erhalten müssen. Kinder können auch durch die Erziehungsberechtigten von zu Hause unterrichtet werden, wenn ein entsprechender Antrag gestellt wurde.
Über die Richtlinien, Finanzierung und Ausrichtung des Bildungssystems entscheidet in Irland das Department of Education and Science (Ministerium für Bildung und Wissenschaft). Darüber hinaus verfügt das Bildungssystem über die National Qualifications Authority of Ireland (Nationale Bildungsbehörde), die Higher Education Authority (Behörde für höhere Bildung) und die Vocational Education Committees (Berufsbildungsausschüsse) auf lokaler Ebene. Hinzukommen kommen viele andere Körperschaften des öffentlichen und privaten Rechts, die sich mit der Umsetzung ministerieller Vorgaben beschäftigen.
Außerdem gibt es ein landesweit gültiges Curriculum, welches das Bildungsministerium in Zusammenarbeit mit dem National Council for Curriculum and Assessment (NCCA) entwickelt und regelmäßig überarbeitet. Dazu gehören die Gestaltung und Kontrolle der Leistungsmessungen an Schulen sowie die Überprüfung der Curricula. Auch die Zuständigkeiten und Lehrkräftebildung sind so einheitlich geregelt.
Die drei Stufen des Bildungssystems
Die erste von drei Stufen im irischen Bildungssystem stellt die Primary School dar. Diese besuchen Kinder mit sechs bzw. sieben Jahren. Im Gegensatz zu Deutschland wird diese Schulform sechs statt vier Jahre besucht (eine Ausnahme stellen Berlin und Brandenburg dar). Von den Primärschulen befanden sich im Jahr 2011 knapp 92 Prozent in der Trägerschaft der katholischen Kirche.1
Mit 13 Jahren wählen die Schüler:innen eine weiterführende Schule. Dabei haben sie die Auswahl zwischen verschiedenen Schulformen:
In der Community School werden traditionelle Fächer mit praktischen, technischen und berufsbezogenen Fächern kombiniert, während die Vocational School auf die Vermittlung technischer und berufsbezogener Inhalte setzt. Bei der dritten Schulform handelt es sich um die Voluntary Secondary School. Hier liegt der Fokus auf der Entwicklung akademischer Fähigkeiten. Dieser Schultyp gleicht dem Gymnasium in Deutschland. Untergliedert ist diese Schulform in den jeweils dreijährigen „Junior Cycle“ (Sekundarstufe I) sowie den anschließenden „Senior Cycle“ (Sekundarstufe II). Der Junior Cycle entspricht der Mittleren Reife hier in Deutschland. Während dieser Zeit absolvieren die Schüler:innen sieben bis zehn Fächer pro Schuljahr – Pflichtfächer sind Mathe, Englisch, Geschichte, Geografie und Politik. Hinzu kommen moderne Fremdsprachen sowie die Fächer Wirtschaft, Kunst und Naturwissenschaften. Das Schuljahr in Irland ist in Trimester („Terms“) aufgeteilt. Das erste Trimester startet im September und endet mit den Weihnachtsferien, das zweite beläuft sich von Januar bis Ostern und das dritte Trimester endet im Mai/Juni. Die Schüler:innen erhalten mit jedem Trimesterabschluss auch ein Zeugnis. Die Noten werden nicht in Zahlen, sondern in den Buchstaben A bis F vergeben – A stellt dabei die beste Note dar.
Der schulische Alltag
Irlands Schulen verfügen über ein hohes akademisches Niveau. Etwa 50 Prozent der irischen Schüler:innen besuchen eine Privatschule, was vor allem mit dem familiären und sozioökonomischen Hintergrund der Schüler:innenschaft zusammenhängt. Vorrangig findet der Unterricht auf Englisch statt. Ausnahmen stellen Schulen in der Gaeltacht (Regionen, in denen Irisch offiziell die vorherrschende Sprache ist) und den gaelscoileanna (irisch-sprachige Schulen außerhalb der Gaeltacht) dar. Bis 1973 musste ein Irisch-Sprachtest als Bedingung für den Abschluss der Sekundarschule bestanden werden. In öffentlich finanzierten Bildungseinrichtungen ist das Lehren der irischen Sprache bis heute Pflicht.
Sprache und Mehrsprachigkeit
Obwohl in Irland hauptsächlich Englisch gesprochen wird, ist Irisch als Hauptamtssprache festgelegt. In der Öffentlichkeit (z. B. bei Straßennnamen) und in den Medien (z. B. Radio und Fernsehen) wird Irisch vor allem in schriftlicher Form landesweit genutzt.
Zu den gebräuchlichsten Minderheitssprachen gehören Polnisch, Deutsch, Französisch, Japanisch und Mandarin.
Impuls: Mehrsprachigkeit an der Scoil Bhríde (Cailíní) in Dublin
In ihrem Impuls berichten Dr. Déirde Kirwan und Prof. David Little über ihre Erfahrungen, die sie an der Scoil Bhríde (Cailíní) mit der Entwicklung und Etablierung eines eigenen Sprachkonzepts gemacht haben – und wie sie u. a. die Herkunftssprachen der Kinder in den schulischen Alltag eingebaut haben. Ebenfalls thematisierten sie, welchen Einfluss jenes Konzept auf die Sprachentwicklung der Schüler:innen hat(te) und welche Erkentnisse sie rund um die Bedeutung und Potenziale von Mehrsprachigkeit in Schule sammelten.
Dr. Déirde Kirwan war von 1987 bis 2015 Schulleiterin der Scoil Bhríde (Cailíní) in Dublin. Sie wurde 2008 zur Europäischen Botschafterin für Sprachen ernannt und erhielt 2009 ihren Doktorinnentitel vom Trinity College Dublin. Prof. David Little ist ehemaliger Direktor des Centre for Language and Communication Studies und früherer Leiter der School of Linguistic, Speech and Communication Sciences am Trinity College Dublin.
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1 vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Bildungssystem_in_Irland