Schulverwaltung
Das Schulsystem in Finnland ist dezentral organisiert – mit großen Entscheidungskompetenzen der Gemeinden und Schulen, einem nationalen Lehrplan und regulatorischem Rahmen. Eine Schulaufsicht gibt es nicht.

Das hohe Vertrauen der Bevölkerung in die öffentlichen Schulen, Inklusion, Dezentralisierung und ein hohes gesellschaftlichen Ansehen des Lehrerberufs sind wichtige Säulen des finnischen Schulsystems.
Finnische Schulen haben in der Umsetzung der Lehrpläne große Freiheiten. Diese Rahmenpläne der zentralen Bildungsbehörde werden zusammen mit den Lehrer:innen und Schulen erarbeitet. Alle zehn Jahre werden diese Pläne neu entwickelt und alle gesellschaftlich wesentlichen Punkte miteinbezogen. Sie sollen für Sorgeberechtigte und Lehrkräfte gleichermaßen eine Orientierungshilfe darstellen. Jede Schule kann dann selbst entscheiden, wie sie das vorgeschriebene Curriculum umsetzt und welche Schwerpunkte sie setzen will.
In Finnland gibt es keine Schulaufsicht, die sich als Kontrollorgan der Pläne annimmt. Diese wurde bereits Ende der Achtzigerjahre abgeschafft. An die Stelle der Schulaufsicht ist das Zentralamt für Unterrichtswesen getreten. Die finnische Schulentwicklungsforscherin und Schulleiterin Marja Martikainen sagte hierzu auf einem Fachtag des Programms „LiGa – Lernen im Ganztag“: „Aufgabe des Amts sind nicht Inspektion und Kontrolle, sondern die Unterstützung bei der Schulentwicklung.“ Weitere Inhalte Ihrer Keynote gibt es hier zum Nachlesen.
„Opetushallitus“ als Denkfabrik für Schulen
Das Zentralamt für Unterrichtswesen, auf Finnisch „Opetushallitus“, wurde im Jahr 1994 neu gegründet. Die frühere Schulaufsichtsbehörde wurde damals aufgelöst – auf Anraten der Schulinspektor:innen selbst. Das Amt hat sich seitdem zur Denkfabrik für die Schulen entwickelt. Es ist aber auch eine normgebende Institution, die direkt dem finnischen Bildungsministerium und Parlament unterstellt ist und zwischen Gesetzgeber und Schulträgern in den Kommunen vermitteln soll. Das Zentralamt arbeitet die Rahmenlehrpläne aus und koordiniert die Informations- und Evaluationspolitik.
Evaluationen an den Schulen
Die Lehrkräfte werden weder benotet noch beurteilt. An ihre Stelle treten die Schulleitungen, die kommunalen Schuldezernent:innen, die Eltern und die Informationen der zentralen Evaluation. Jede Schule erhält einen Bericht über den Jahreserfolg im Vergleich mit den Zielen. Daraus werden gemeinsame Maßnahmen zur Verbesserung abgeleitet.
DigiOne – Finnlands digitale Serviceplattform für Bildung
Seit 2019 gibt es die digitale Serviceplattform DigiOne, die es sich zum Ziel gemacht hat, Lern- und Bildungsangebote für Städte, Gemeinden und Kommunen in ganz Finnland online anzubieten und diese miteinander zu vernetzten. Mittlerweile sind Städte wie Oulu, Vantaa, Espoo, Tampere, Turku oder auch Lahti und Jyväskyla am Projekt beteiligt. Die Schulen erhalten vor allem Unterstützung hinsichtlich der Unterrichtsplanung, der Zusammenarbeit mit Erziehungsberechtigen und Evaluationsmöglichkeiten.
Mehr zum Projekt DigiOne erfahren Sie im nachfolgend aufgezeichneten Gespräch mit Markus Humaloja.
Weiterführende Links und Beiträge zum finnischen Schulsystem:
"Vorbildlich? Das finnische Schulsystem" – Der SWR im Gespräch mit Marja Martikainen
Humanoide Unterstützung an der Schule / Roboter im Klassenzimmer – Deutschlandfunk berichtet über die Digitalisierung an Finnlands Schulen