Qualität gemeinsam entwickeln

Wie kann Schule von Schulaufsicht und Schulleitung gemeinschaftlich geführt werden? Welche Akteur:innen, Rollen und Formate der Zusammenarbeit sind nötig, damit Leitung in gemeinsamer Verantwortung gelingen kann? Diesen Fragen der Kooperation möchten wir uns während der Lernreise widmen und reisen dafür gemeinsam nach Zürich. 

Wie kann Schulführung in gemeinsamer Verantwortung gelingen? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Teilnehmenden im Rahmen der analogen Lernreise Anfang Juni 2023. Die dreitägige Exkursion in die Schweiz bot die Möglichkeit, über den eigenen (schulischen) Tellerrand hinauszuschauen, sich zu vernetzen und sich von innovativen und mutigen Schul- und Bildungskonzepten inspirieren zu lassen.

Individualisiertes Lernen in der Praxis

In Gruppen besuchten die Teilnehmenden drei Schulen in Zürich und Umgebung. In der gegliederten Sekundarschule Petermoos erfuhren sie mehr über das Arbeiten in Lernlandschaften und erkundeten das innovative Raumkonzept der Schule. An der Obersee Bilingual School (OBS), die sich am südlichen Ufer des Zürichsees befindet, wird Schüler:innenzentrierung erlebbar gemacht. Dafür orientiert sich die bilinguale Privatschule stark an den 21st Century Skills – den vier Kompetenzen der Zukunft. Eine dritte Gruppe besuchte indes die Schule im Birch. Zentraler Bestandteil des Lern- und Unterrichtskonzepts ist das selbstorganisierte Lernen. Die Reisegruppe erfuhr mehr über die niveaudurchmischten Lernteams und den Kodex der Schule, der sich auf den „Stärke statt Macht“-Ansatz stützt.

Schulführung in gemeinsamer Verantwortung

An der Pädagogischen Hochschule Zürich kamen die Teilnehmenden ins gemeinsame Arbeiten und in den Austausch. Sie diskutierten Gemeinsamkeiten, vor allem aber Unterschiede zum deutschen Bildungssystem, die Rolle von Schulpfleger:innen sowie Gelingensbedingungen für Schulentwicklung. Jörg Berger von der PH Zürich begleitete die Diskussion mit einem kurzen Impuls, in dem er die Frage aufgriff, warum Schulführung in gemeinsamer Verantwortung wichtig ist und was es braucht, um Schule zeitgemäß zu gestalten. Davon inspiriert, diskutierten die Teilnehmenden gemeinsam mit den Schulleitungen der besuchten Schulen, wie sich das Gehörte auf die eigene Praxis übertragen lässt und wie unterschiedliche Akteur:innen gemeinsam Verantwortung für ihre Schule übernehmen können. Abschließend stellte Niels Anderegg die Schulleitungsausbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich vor, zu der die Teilnehmenden mit einem Vertreter vom Volksschulamt im Kanton Zürich ins Gespräch kamen.

Der Film zur Lernreise:

Das Schweizer Bildungssystem im Überblick

Mit vier Landessprachen ist die Schweiz ein offiziell mehrsprachiges Land und verfügt über ein föderalistisches Bildungssystem. Grundsätzlich gilt eine kantonale Schulhoheit mit einer dezentralen Organisation des Bildungswesens.

Obligatorische Bildung

In den obligatorischen Schulen gibt es eine 11-jährige Schulpflicht, bestehend aus dem Kindergarten und der Primar- und Sekundarstufe I. Die Schulpflicht beginnt dabei mit vier Jahren. Knapp 95 Prozent der Schüler:innen absolvieren die obligatorische Bildung in einer öffentlichen Schule ihrer Wohngemeinde – etwa 5 Prozent besuchen eine Privatschule. Gerade die öffentliche Schule erfüllt eine wichtige Integrationsfunktion, denn Kinder mit unterschiedlichen sozialen, sprachlichen und kulturellen Hintergründen besuchen die gleiche Schule. Ein Schwerpunkt liegt hier auf einem sehr differenzierten und individualisierten Unterricht.

Die Zuständigkeiten für die obligatorischen Schulen liegen bei den Kantonen. Diese sind für folgende Aspekte verantwortlich:

  • Festlegung von sprachregionalen Lehrplänen, Stundentafeln und Lehrmitteln
  • Verpflichtung für die Harmonisierung von landesweiten Zielen und Strukturen
  • Finanzierung der Bildungsausgaben (90 Prozent)

Die Gemeinden organisieren den Schulbetrieb.

Nachobligatorische Bildung

In der  nachobligatorischen Bildung (allgemeinbildende Schulen, Berufsbildung und Hochschulen) haben sowohl die Kantone als auch der Bund ihre Zuständigkeiten. Über 90 Prozent der Jugendlichen erwerben einen Abschluss auf Sekundarstufe II. Dieser erlaubt es ihnen, direkt in einen Beruf einzusteigen, in eine höhere Fachschule zu wechseln oder – mit einem Abitur, einem Fachabitur oder einem Berufsabtitur – ihre Ausbildung an einer Hochschule fortzusetzen. Die Abtiturquote liegt bei ca. 41 Prozent. Die Abschlussquote auf Tertiärstufe, zu der Hochschulen und die höhere Berufsbildung gehören, beträgt knapp 45 Prozent – davon rund 2/3 Hochschulabschlüsse und 1/3 Abschlüsse der höheren Berufsbildung, die sich an erfahrene Berufsleute richtet und eine Spezialisierung oder Weiterqualifikation ermöglicht.

Die Schulpflege

Schulpflege (Milizen) und Schulleitung (Profis) sind gemeinsam für die Führung der Schulen verantwortlich. Die Schulpflege beaufsichtigt die Schulen und übernimmt die strategische Planung und Zieldefinition. Währenddessen setzt die Schulleitung die Vorgaben im betrieblichen Schulalltag zusammen mit den Lehrpersonen um.

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