Exkursion von „LiGa – Lernen im Ganztag“:
Das norwegische Bildungssystem kennenlernen
Einen Eindruck vom norwegischen Bildungssystems machten sich knapp 30 Schulakteur:innen, darunter 13 Schulleitungen und 8 Schulaufsichten, im Rahmen einer Exkursion von LiGa – Lernen im Ganztag Schleswig-Holstein. Sie besuchten unter anderem die an Oslo angrenzende Lørenskog-Kommune, bei der sich auch die Hammer Skole, die Majorstuen Skole und die Deutsche Schule Oslo vorstellten. Während verschiedener Vorträge wurden den Teilnehmenden folgende Thesen deutlich:
Der Mensch steht im Mittelpunkt
Den Kern des norwegischen Bildungssystems bildet das „Curriculum“, das den Menschen und dessen Bedürfnisse zum Lernen und zur Entwicklung in den Mittelpunkt stellt. An dieser Grundlage richten sich alle Qualitätsrahmen und Fachlehrpläne aus. In der Umsetzung zeigt sich dies zum einen in der Beziehung zwischen Lehrkräften und Schüler:innen (die sogenannte „Relasjonskompetanse“, die auch gesetzlich streng verankert ist) sowie der Führungskultur an den besuchten Schulen.
Datenbasiertes Bildungsmonitoring als Unterstützung für Schulaufsichten und Schulleitungen
Neben den weichen Faktoren spielt in der Qualitätssicherung der norwegischen Schulen das datenbasierte Bildungsmonitoring eine große Rolle. So werden beispielsweise alle Ergebnisse der nationalen Tests und Vergleichsarbeiten systematisiert digital festgehalten, sodass die Schulleitungen schnell einen Eindruck über einzelne Schüler:innen oder über den gesamten Jahrgang gewinnen können. Diese Daten bilden die Grundlage für Gespräche mit den Lehrkräften. Außerdem werden Unterrichtsbesuche nach der Vorlage des Stanford-Protokolls ausgewertet.
Voneinander Lernen gilt für alle
Dialogische Verfahren sowie das Prinzip des „Voneinander Lernens“ sind im norwegischen Schulsystem fest verankert. Weit verbreitet ist das Bilden von Tandems und Teams aus Lehrkräften an den verschiedenen Schulen. In der Lørenskog-Kommune lernen beispielswiese auch die verschiedenen Schulformen voneinander: Hier besuchen die Lehrkräfte und Schulleitungen der Barneskole (1.-7. Klasse) regelmäßig die Ungdomskole (8.-10. Klasse) und umgekehrt.
Die Qualitätsentwicklung an norwegischen Schulen orientiert sich an internationalen Forschungsergebnissen und Konzepten
Um sowohl Leitungsteams an Schulen effizient und positiv zu steuern als auch Kinder und Jugendliche auf die Zukunft vorzubereiten, blickt Norwegen weit über den Tellerrand hinaus. Für die Organisationsentwicklung hob Marianne Stenberg von der Majorstuen skole vor allem die Forschung von Viviane Robinson, Michael Fullan und John Hattie hervor. Auch im Unterricht zeigt sich eine deutliche Annäherung an internationale Konzepte. Als roter Faden zogen sich die sogenannten 21st Century Skills durch die Schulprogramme der einzelnen Schulen. Die 21st Century Skills sind ein zukunftsorientiertes Rahmenkonzept für diverse Lerninhalte und Wissensfundamente in der Primar-, Sekundar-, Tertiär- und lebenslangen Weiterbildung. Der Rahmen wurde mit Lehrkräften, Bildungsexpert:innen und Unternehmer:innen Anfang 2000 erarbeitet. Die Expertengruppe fragte sich dabei: Was brauchen wir für Fähigkeiten, um im 21. Jahrhundert ein selbstbestimmtes Leben zu führen und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen zu können?
Weitere Thesen und mehr zur Exkursion finden Sie hier zum Nachlesen: Von den Nachbarn lernen