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Schule

An der Gesamtschule in Muhos (Gemeinde Oulu) lernen rund 220 Schülerinnen und Schüler. Digitale Bildung spielt dabei eine große Rolle. Erfahren Sie hier mehr über diese besondere Schule.

Die digitale Lernreise bietet einen konkreten Einblick in den finnischen Schulalltag. Minna Kemppainen ist Schulleiterin der Muhoksen lukio und Reetta Aho-Ketola unterrichtet Englisch – nicht nur für die Schüler:innen der Muhoksen lukio, sondern über Distanz auch für Schüler:innen aus den umliegenden Dörfern.

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Weitere Informationen

Über die Schule

Am Gymnasium in Muhos (Gemeinde Oulu) lernen rund 220 Schülerinnen und Schüler. Einige von ihnen kommen aus der Stadt Oulu, andere aus umliegenden Gemeinden. Internationalität, Unternehmertum, Technologie und eine nachhaltige Zukunft sind wichtige Bestandteile der Gesamtschule Muhos. In dem 2020 fertiggestellten Gebäude gründen die Schülerinnen und Schüler täglich Unternehmen, programmieren und übersetzen Erasmus+-Projekte. Das Gymnasium von Muhos ist Teil des eLukio-Netzwerks von 22 unabhängigen Schulen. eLukio ist ein e-learning-Angebot für weiterführende Schulen. Über Moodle bekommen Schülerinnen und Schüler Zugang zu Online-Kursen auf Basis des finnischen Curriculums.

Die Anfänge der digitalen Bildung

Das digitale Lernen ist am Gymnasium in Muhos längst fest verankert im Schulalltag. Doch was heute für Schüler:innen und Lehrkräfte selbstverständlich ist, fing auch dort zunächst mit kleinen Schritten an. Knapp drei Jahre dauerte es, bis eine digitale Lernumgebung geschaffen und der Unterricht sowie die Lehrpläne darauf abgestimmt waren.

Erstmals zum Einsatz kamen digitale Tools in Fächern mit sehr kleiner Teilnehmendenzahl sowie bei den nationalen Abiturprüfungen. Diese wurden in den digitalen Raum verlegt. Vorgaben, wie ein solcher digitaler Saal auszusehen habe, kamen vom Komitee für Abiturprüfungen. Mit großen Investitionen war dies nicht verbunden, denn man entschied sich bewusst auf kostenlose Open Source-Softwares. In diesem Zuge wurde auch die Internetverbindung im gesamten Schulgebäude ausgebaut – sowohl im alten Schulgebäude als auch im Neubau. Digitalisierungsberater:innen in den städtischen Ämtern standen der Schule bei der Planung zur Seite. Seither ist ein digitales Lernen in allen Räumlichkeiten ohne Einschränkungen möglich. Und: Die dringlich benötigten Laptops, die Schüler:innen und Lehrkräfte zur Absolvierung der digitalen Prüfungen benötigten, wurden von der Gemeinde Oulu gestiftet – so auch heute noch. Darüber hinaus erhält die Schule, wie auch alle anderen Gymnasien und Berufsschulen in Finnland, finanzielle Mittel von der Kommune für nötige Schulausgaben. Die Ausschüttung der Mittel folgt national einem festen Prinzip und soll verhindern, dass Kommunen ungleich belastet werden: Alle finnischen Kommunen zahlen eine zweckgebundene Abgabe zur Finanzierung der Gymnasien und Berufsschulen an den Staat. Dieser verteilt die Mittel an all jene Kommunen weiter, die tatsächlich über ein Gymnasium oder eine Berufsschule verfügen. Die Gemeinde Oulu, als Betreiberin des Gymnasiums, erhält zu dessen Finanzierung etwa 7.000 Euro pro Jahr und Schüler:in. Kommunal finaniziert ist darüber hinaus die Schulverpflegung.

Nachdem die Prüfungen erstmals digital durchgeführt wurden, entschied man sich auch den Unterricht digital zu gestalten. Zunächst stellte das die Schule vor einige Herausforderungen, denn es fehlte u. a. an geeigneten Fortbildungen für die Lehrkräfte. Daher organisierte sich das Kollegium zunächst selbst und führte eigene Workshops und Fortbildungen durch, bei denen sie ihr Wissen miteinander teilten und gemeinsam ausbauten.

Digitale Arbeitsmittel

Im Unterricht mit dem Laptop zu arbeiten, ist für Schüler:innen und Lehrkräfte am Gymnasium in Muhos selbstverständlich. Zwar gibt der Lehrplan eine grobe Orientierung, wann digitale Arbeitsmittel oder analoge Materialien zum Einsatz kommen, im Unterricht können die Schüler:innen jedoch meist frei entscheiden, wie sie Aufgaben bearbeiten möchten – hier steht ihnen auch eine digitale Lernplattform zur Verfügung. Auch die meisten Schulbücher sind längst digital. Und: Nahezu alle Räume verfügen über Smartboards oder smarte Projektoren. Nur in den Kunst- und Musikräumen finden sich diese nicht wieder. Dort kommen digitale Hilfsmittel nur sehr selten zum Einsatz. Stattdessen dienen die Fächer den Schüler:innen als wichtiger Ausgleich zur teils langen Bildschirmzeit.

Wie sowohl die Schulleiterin als auch die Englischlehrerin in einem virtuellen Gespräch erklärten, habe sich die Pädagogik durch die Digitalisierung verändert. Sie habe das Lernen zwar weder verbessert noch verschlechtert, aber sie führe dazu, dass sich die Schüler:innen kritisch mit digitalen Informationsquellen, Medien und Datensicherheit auseinandersetzen. Besonders viele Vorteile und Möglichkeiten biete die Digitalisierung vor allem im Sprachunterricht. Man könne vielfältige, authentische Audio- und Videomaterialien in den Unterricht einbinden. Im Englischunterricht, so die Lehrerinnen, habe sich das Hörverständnis der Schüler:innen signifikant verbessert.

Datenschutz

Der Datenschutz spielt heute eine wichtige Rolle am Gymnasium in Muhos. Die Schule verfügt über eine von der Kommune verwaltete Schulumgebung in Google. Die Schulversion unterscheidet sich von der kommerziellen Version dahingehend, dass beispielsweise keine Videos auf YouTube hochgeladen werden können und bestimmte Funktionen eingeschränkt sind. Datenschutzbeauftragte gibt es sowohl in der Kommune als auch an der Schule selbst. Diese prüfen z.B. ob ein (neues) Tool datenschutzkonform ist und bedenkenfrei im Schulalltag genutzt werden kann. Bei den Abiturprüfungen gelten zudem besonders strenge Vorschriften und Regeln.

Das finnische Schulsystem

Das dreigliedrige Schulsystem wurde 1974 abgeschafft. Seitdem gibt es in Finnland eine Gesamtschule für die Klassenstufen 1 bis 9. Daran schließt sich entweder das dreijährige Gymnasium oder die ebenfalls dreijährige Berufsschule an. Diese Änderung ist laut des Zentralamts für Unterrichtswesen ein maßgeblicher Faktor für das positive Abschneiden Finnlands bei PISA.

Die Schulen Finnlands umfassen selbst in den Großstädten kaum mehr als 400 Schüler:innen. Im ländlichen Raum und vor allem im dünn besiedelten Norden sind die Schulen noch kleiner. Die Trägerschaft der Schulen liegt bei der Kommune. Diese ist zuständig für Schulbau, Instandhaltungen, Ausstattung und Bezahlung der Lehrkräfte sowie des weiteren Personals. Die Kommune ist zudem für die Einstellung von Schulleitungen zuständig. Die Schulleitung selbst ist in Absprache mit der Kommune für die Einstellung der Lehrkräfte verantwortlich.

Das finnische Curriculum: 7 Kernkompetenzen

Das finnische Curriculum zielt auf sieben Kernkompetenzen ab:

  • Denken und Lernen lernen
  • Kulturelle Bildung, Interaktion und Ausdruck
  • Auf sich selbst achten, Alltagskompetenzen und Sicherheit
  • Multiliterarität, Lesekompetenz
  • ICT-Kompetenz bzw. digitale Kompetenz
  • Kompetenzen fürs Arbeitsleben und Unternehmertum
  • Beteiligung, Einfluss und Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft

Besonders der Bereich Digitalisierung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Das schlägt sich auch in einem neuen Curriculum nieder, was seit Herbst 2021 an finnischen Schulen gilt.

Weitere Informationen zum nationalen Lehrplan für die Grundbildung (Gesamtschule) finden Sie hier sowie zum Curriculum für die Sekundarstufe II unter diesem Link.